(Foto: Manuela Matt)
Unsere grosse Glocke wurde im Jahr 1945 zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges gegossen.
Der Auftrag ging damals an die Firma Rüetschi in Aarau, die auch die drei weiteren Glocken aus dem Jahr 1836 gegossen hatte. Die Glocke Nr. 1 – die grösste Glocke – wiegt 3‘240 kg, so viel wie ein Mittelklassewagen oder ein kleinerer Elefant. Ihr Schall reicht bis auf den Horgenberg und in den Sihlwald. Als Zeichen des Danks für die Verschonung der Schweiz vor dem Weltkrieg lautet ihre Inschrift:
Land+Land+Land
Höre des Herrn Wort
DEIN REICH KOMME
Weihnacht 1945
nach sechs Jahren Weltkrieg
und gnädiger Bewahrung unseres Landes
Der «Tag der Befreiung» – das offizielle Ende des Zweiten Weltkrieges – am 8. Mai 1945 war ein schöner, warmer Tag am Zürichsee. Die Kinder hatten schulfrei und an vielen Ladentüren stand «Wegen Frieden geschlossen». Schweizweit läuteten um 11 Uhr und abends um acht alle Kirchenglocken. «Fahnen, Gesang, feierndes und festendes Volk, Kirchen mit ergriffenen Gemeinden, all das ein Ausdruck der Freude über den Abschluss des grössten Welttrauerspiels», berichtete damals die Neue Zürcher Zeitung.
Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes läuteten am 8. Mai 2015 in Horgen, vielen umliegenden Gemeinden und in der ganzen Stadt Zürich die Kirchenglocken von 16.45 bis 17 Uhr zur Erinnerung an vergangene Schrecken und gleichzeitig als Aufforderung zum Erhalt des Friedens und zur Nächstenliebe gegenüber Menschen, die heute Opfer von Krieg und Terror sind.
In Horgen ertönte ausschliesslich der machtvolle Klang der grossen Glocke vom Turm der reformierten Kirche. – Welche Glocke wäre besser geeignet, um des Kriegsendes zu gedenken?
Glockenumzug zur Einweihung im Dezember 1945
Glockengeläut erinnert ans Kriegsende vom 8. Mai 1945
Zürichsee-Zeitung, Freitag, 8. Mai 2015