Nachgefragt bei Pfarrer Torsten Stelter

April 2016 / Interview: Doris Imfeld und Ruedi Schmid, Innovage

Seit Juli 2014 Jahre prägst Du als eine von drei Pfarrpersonen das Kirchenleben in Horgen mit. Dass Du die Kirchgemeinde beim Zusammenschluss begleiten würdest, war für Dich von Beginn weg klar, eine Selbstverständlichkeit. Du gibst den Arbeitsgruppen und dem Projektausschuss Impulse, stehst im Bedarfsfall als Zuhörer und Ratgeber zur Verfügung. Bekanntlich lösen Veränderungen immer auch Ängste aus, verändern sich die Menschen regelmässig aus grosser Not und viel weniger aus purer Freude oder gar Neugier.

Welche Gefühle löst der anstehende Zusammenschluss der Kirchgemeinden Hirzel und Horgen bei Dir aus?
Neugier; wie kann ich etwas zum Prozess beitragen, wie kann ich die Veränderungen mittragen helfen? Kann ich helfen, bestehende Ängste abzubauen, im Idealfall so weit, dass im Verlauf des Zusammenschlusses die Freude über neu geschaffene Möglichkeiten überwiegt.

Du initiierst, beobachtest und erlebst neue Begegnungen. Wie läuft das? Wie verkraftest Du das?
Das Ordinationsgelübde lenkt mich, gibt mir Kraft, die Dinge offen und ehrlich anzusprechen. Der enorme Gestaltungsfreiraum, den ich in meiner Tätigkeit geniesse, beflügelt mich und erlaubt mir, authentisch zu bleiben. Der Umstand, nicht von einem Chef geführt zu werden, nicht an Umsatz und Franken-Gewinn gemessen zu werden, ist unendlich befreiend und bereichernd zugleich. Ich spüre immer wieder, Gott dient mir und ich diene Gott.

Was ist für Dich Veränderung?
Neuerung, Neugestaltung, Neuregelung, Umgestaltung, Umstellung, Wechsel oder gar Transformation, so definiere ich für mich Veränderung. Anders formuliert, etwas ermöglichen, etwas, das vielleicht kaum als Veränderung oder Neuerung wahrgenommen wird, aber «leise» viel Positives auslöst, viel Brachliegendes nährt. Es kommt auf die Haltung an, wie man Veränderungen begegnet. Wichtig ist Neugier und die Offenheit, Veränderungen zuzulassen.

Wo ist die Veränderung in diesem Zusammenschluss?
Der Fokus liegt auf unserer Kirche; wir reformieren diese, wir sprechen von kleinen Veränderungen. Der Gottesdienst kann z.B. in Form und Zeit anders gestaltet werden. So kann auch eine Begegnung mit Menschen im nicht kirchlichen Umfeld durchaus zu einem Gottesdienst werden. Der sonntägliche Gottesdienst darf auch zu anderen Zeiten gefeiert werden. Es gilt, die kleinste Veränderung nah zu begleiten, denn Jede und Jeder hat einen andern Umgang mit Veränderung, aber auch andere Vorstellungen wie denn die Kirche in Erscheinung treten soll. Ich hoffe, dass wir Pfarrpersonen es als Team schaffen, diese Veränderung verständlich zu kommunizieren und als Gesamtkirche verlässlich zu bleiben.

Magst Du Veränderungen?
Ja. Meine Identifikation bleibt, ich muss mich ändern, um anderes zu ändern.

Was war für Dich die grösste Veränderung in Deinem Leben?
Die Geburt unseres Sohnes Moritz im 2012.

Was ist für Dich persönlich zentral in Deiner Aufgabe als Pfarrer?
Das Alte und Neue Testament leben und predigen. Begegnungen pflegen und Beziehungsarbeit leisten. Einladungen aussprechen und zwar so, dass sie von möglichst vielen wahrgenommen werden. Ansprechbar sein; Raum geben, Raum öffnen. Dinge ansprechen, nachfragen, hartnäckig dran bleiben. Wertschätzung vermitteln, auch kritische. Widerstände aus dem inneren Kern erkennen und ansprechen.

Was wünschst Du Dir von der Kirchgemeinde?
Ich wünsche mir mehr Beteiligung.

Und zuletzt – was ist für Dich Glück?
Glücklich bin ich, wenn ich etwas zum Glück beitragen darf, dass Begegnungen gelingen und «die Kirche im Dorf» bleibt.

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